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Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1917, 3.4

12.11.1917
Westkappelle, Niederlande, Niederlande
Verleihung des Eisernen Kreuzes für Flandern für Paul Diekmann (7.v.r.) und Kameraden 11. November 1917

Feldpostbrief, 12. November 1917


Westkappelle, Montag, 

12.11.17, abends 3/4 6 Uhr.

Mein Herzlieb,

um 6 Uhr heute Abend soll nun endlich Post kommen. Ich warte aber auch sehnlichst. - Heute morgen war Besichtigung. Wundervollstes Wetter. Und dann in dem Dünengelände bei Knokke. 9. Komp. zuerst. Die Kompagnie gefiel dem Grafen Dohna gleich bei der Besichtigung gut. Das "Guten Morgen, Euer Exzellenz" klappte famos. Ich mußte die Kompagnie im Exerziermarsch vorführen. Die Leute strengten sich an. Es gab noch Laden und Sichern. Auch das klappte. Dann wollte ich zum Gefecht entwickeln. Aber der Graf hatte genug. Er sprach den Leuten u. mir seine vollste Anerkennung aus, u. nach knapp 10 Minuten war die Kompagnie entlassen. Die 3 andern u. die M.G.K. haben noch volle 2 Stunden gewirkt. Es hat da auch wohl nicht so knapp u. glatt gegangen. Wir waren derweil am Strande. Scheibenschießen. Die herankommende Flut hat uns zwar oft die Scheiben losgespült u. weggeschwemmt. Aber doch war's schön am Meere. So schön wie selten. Lachende Sonne, als ob wir im September seien. Und warm dabei. Die Leute haben viel Spaß gehabt. Ich selbst habe viele Muscheln für unsre Buben gesucht. Die schicke ich morgen. Wie gern zeigte ich den beiden Kerlchen auch mal das Meer! Die beiden würden jubeln u. kreischen, wenn so die schaumgekrönten Wellen am Strande hoch u. höher kommen u. im blanken, weißen Sande lecken. Wenn Friede wird, wollen wir auch mal an die See, nicht wahr, Liesi? - - So gut wie heute war mein Befinden noch nie wieder. Ich habe auch den Nachmittagsdienst wieder selbst abgehalten. Es schien mir nötig zu sein. Meine Offiziere geben sich ja alle Mühe. Aber die Erfahrung fehlt. Und da werde ich nun doch wohl allerlei nachholen müssen. Jetzt gegen Abend stellen sich wieder Kopfschmerzen ein.

Abends 9 Uhr.

Vom Kasino bin ich schnell fortgegangen. Ich wußte ja, daß Post kam. Gottlob 2 Briefe auch von Dir. Vom Sonntag- Montag u. vom Mittwoch. Besonders habe ich mich auch über die zwei fleißigen kleinen Buben gefreut. Sie kriegen auch noch jeder eine Karte. Gut, daß Du Bubi hast untersuchen lassen! Jetzt bin ich ganz beruhigt. Du schreibst von seinen roten Backen u. seiner Strammheit. Wie ist's aber mit Dir, Liesi? Du mußt mal schreiben! Ja, um so manch kleine u. große Freude komme ich, die mir unsere Buben bereiten würden. Aber wenn ich sie nur später noch habe! Dann wird alles, alles vergessen. Mir geht's wieder gut. Aber hier wird's kalt. Da muß ich zu Bett. Gute Nacht, mein heißgeliebtes Frauchen! Gott sei mit uns allen. Herzlichste Grüße Dir u. den I. Kindern!

Dein dankbar treuer Paul.

21.03.2013 в 22:43


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