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Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1917, 2.3

25.06.1917
Hendecourt-Riegel, Frankreich, Frankreich

Feldpostbrief, 25. Juni 1917


Im Hendecourt-Riegel, Nord, den 25. Juni 1917, 
am Montagabend um 7 Uhr.

Mein liebes, gutes Lieschen!

Heute vor einem Jahre saß ich längst wieder auf der Bahn. Nein eben rechne ich aus, daß heute erst Montag war. Da war's also dem Tage nach 1 Jahr. DerSonntag u. Montag sind doch eigentlich die traurigsten Tage im Kriege gewesen. - Soeben komme ich von Hellwege. Der liegt hier nicht sehr weit von mir. Er kam vorhin mit dem Hauptmann Kuhne hier vorbei, u. wir haben uns dann die ganze Stellung mal angesehen, die ich im Fall eines Angriffs zu besetzen habe. Es ist ein furchtbar langes Ende, das ich mit den paar Leuten meiner Züge zu besetzen habe. Wenn die Engländer vorn durchbrechen, müssen sie hier auf alle Fälle aufgehalten werden. Sonst geht unsere Artillerie auch verloren. - Hellwege geht's gottlob wieder etwas besser. Er ist von einer Mine an den Händen u. im Gesicht verwundet worden. Nicht schwer. Aber durch den furchtbaren Luftdruck haben wohl die Gehörnerven gelitten, u. vor allem haben ihm Erdklumpen geschadet, die ihm gegen Brust und Rücken geschlagen sind. Er hat beim Angriff am Ablösungstage am Unterstandseingange gestanden, als die Minen krepiert sind. Dicht vor ihm. 3 Leute neben ihm sind sofort tot gewesen. Der arme Leutnant Teipel ist auf dem Rückwege dicht bei Fontaine in einem Erdloche verschüttet worden u. erstickt. Seinen gleichfalls verschütteten Burschen hat er noch um Hilfe angefleht. Als der sich mit Hilfe zweier Leute herausgearbeitet gehabt hat, ist T. bereits tot gewesen. Heute Abend wird er beerdigt. Du hast manche Aufnahme da, die er gemacht hat.

Dein l. Brief vom 21.6. kam gestern Abend. Du hast damals meinen Brief vom 16.6. schon gehabt. Also funktioniert die Post einigermaßen. - Auffallend sind doch die vielen Brände in der Heimat. Und meist sind's doch große Höfe. Sind's doch Gefangene? Man kommt doch unwillkürlich auf den Gedanken. Du meinst, wir hätten sehr unter der Hitze zu leiden. Das hält man im Stollen schon aus. Und auch draußen in d. Granatlöchern ist das nicht so schlimm. Viel übler sind die kühlen Nächte. Da habe ich immer mit dem Spaten mitgearbeitet, damit ich warm blieb. Und unten im Stollen schlafe ich kaum mal 2 Stunden ununterbrochen. Der Kälte wegen. Ich habe hier ein jammervolles Loch. Ohne Treppenstufen. Das Lager sind 3 Bohlen. Weich liegt man da gerade nicht. Und warm auch nicht. Hier oben im Graben habe ich eine Sommerlaube. Das ist ein überdachtes Loch. Mit 2 Bohlen als Tisch u. einer Kiste als Stuhl. Am Tage geht's da. Aber nachts hältst Du es nicht aus. Statt der Tür schließt eine Zeltbahn wenigstens die obere Hälfte des Eingangsloches. - Da vorn geht's weiter wie bei uns: Täglich um 12 Uhr mittags u. 8 Uhr abds. Trommelfeuer. Gerade jetzt geht's wieder los. - Morgen Schluß! Gott befohlen u. herzl. Grüße u. Küsse!

Paul.

20.03.2013 в 20:22


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