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Der 20. Juli 1944

20.07.1944
Beesedau, Berlin, Deutschland

Im Sommer 1944 war ich 13 ½ Jahre und schon in die örtliche Feuerwehr integriert worden. Die erste Ausbildung war am 20 .Juli 1944 abends 18.00 Uhr. Ich war Wassertruppführer geworden und konzentrierte mich auf die zugewiesene Tätigkeit. Es kam auf Schnelligkeit an. Junge Frauen übten mit der Feuerpatsche zur Bekämpfung von Brandbomben. Einige kriegsgefangene Franzosen schauten nach getaner Arbeit dem Treiben zu. Letztmalig wurden die Schläuche zusammen gerollt. Die Franzosen entfernten sich bis auf einen. Es war Rene, ein Freund und oft politischer Gesprächspartner. An einen Baum gelehnt gab er mir ein Zeichen. Nun war offiziell Schluss und ich ging unauffällig zu Rene. Er sprach leise folgende Worte: „Hitler kapput. Ich hören das. Aber was ist genau. Du musst hören Radio.“ Seine Mine hellte sich auf, er sagte sinngemäß weiter: Vielleicht ist der Krieg zu Ende, ich - wir können in unsere Heimat Frankreich, dein Vater wird aus dem Krieg zurückkommen. Alles wird gut. Es wird Frieden sein?

Ich beeilte mich auf dem Nachhauseweg. Ich schaffte noch die 20 Uhr-Nachrichten. Es war der Soldatensender West. Schon zu Beginn wurde mitgeteilt, dass Hitler ein Attentat überlebt habe. Ich war maßlos enttäuscht. Renes Worte noch in den Ohren, hatte ich schon nachgedacht, was nach Hitlers Tod kommen wird. Das Ende des Krieges, Ende der Nazizeit, Frieden ? Ich äußerte mich laut in der Stube, in der meine Mutter Besuch der Nachbarin hatte. Diese zeigte sich höchst verwundert, wie ein Junge schon so fanatisch sein kann. Ich überhörte es scheinbar, habe es aber nie vergessen.

Am nächsten Morgen verständigte ich Edmond, den Franzosen auf der Nachbarschaft. Aber die Nachricht hatten die Franzosen im Lager, allesamt Patrioten, am späten Abend irgendwie erfahren. Edmond sagte, dass sie alle sehr enttäuscht seien. Im Laufe des 21. Juli 1944 war ich bestrebt, Näheres zu erfahren. Das Heftigste war die Erschießung von vier “Verschwörern„ noch in der Nacht. Oberst Graf von Stauffenbergs fester Entschluss, trotz seiner gesundheitlichen Beeinträchtigung den grausamen Diktator zu beseitigen, verdient auch heute noch eine besondere Würdigung. Es war der Versuch das Mordregime zu beseitigen. Der berüchtigte Volksgerichtshof verhängte Todesurteile, und Terror setzte gegen Mitwisser und deren Angehörige ein.

Was wäre dem deutschen und auch noch anderen Völkern erspart geblieben, wenn der Krieg durch eigene Anstrengungen hätte beendet werden können. Der Mut zum Widerstand war sichtbar geworden. Das zwang mich zum Nachdenken. Im Spätsommer 1944 sprach ich mit gleichgesinnten Schülern aus unserem Ort, die ich besonders gut kannte. Wir waren entschlossen, etwas zu tun. Aber was? Die Meinungen gingen auseinander. Wir vereinbarten unbedingte Verschwiegenheit und gegenseitiges Vertrauen. Manches zu tun, zogen wir in Erwägung. In einem Fall unternahmen wir etwas, das man uns als Sabotage hätte anrechnen können. Wir wiederholten es nicht.

06.03.2013 в 19:00


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