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Memuarist » Members » Gertrud Mohr » Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 3.9

Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 3.9

30.09.1916
Beaucourt sur Ancre, Frankreich, Frankreich

Feldpostbrief, 30. September 1916

Im Bismarckstollen, den 30. September 1916 
Sonnabend, abends 12 1/4 Uhr.

Mein heißgeliebtes, gutes Lieschen!

Eigentlich ist 's ja schon Sonntag. Aber soeben kam telefonischer Befehl, daß um 1 Uhr die Uhren auf 12 Uhr zurückgestellt werden. Da beginnt also der 1. Oktb. erst um 1 Uhr. Und im Grunde genommen ist eine Stunde gewonnen. Die will ich dann noch schnell für mein Lieschen benutzen. Wir haben bis eben gemütlich bei einem Glase Bier zusammengesessen. Das hat uns gut geschmeckt. Denn keiner von uns hatte gehofft, daß heute abend der schöne Bismarckstollen noch in unserm Besitz gewesen wäre. Heute morgen griffen die Engländer an. Heute nachm. gegen 1/2 6 Uhr wieder. Überraschend. Ohne große Artillerievorbereitung. Das sollte wohl endgültig die wichtige Höhe links von uns den armen Regimentern dort nehmen. In hellen Haufen sahen wir die Engländer bereits am diesseitigen Hange laufen. Unsere Artillerie sah das zu spät. Aber trotzdem glauben wir, daß die Engländer nichts haben halten können. Ich sage Dir, Lieschen, das erleichtert! Verzweifeln hätte man mögen, als die Kerle wie die Sündflut kamen. Und wir konnten doch nicht helfen. Schießen durften wir nicht. Es konnten ja flüchtende Deutsche sein. Aber gejubelt haben wir, als einzelne Leute zurückliefen. Das mußten ja fliehende Feinde sein. - Nun sind's 5 Tage, daß die Engländer anrennen. Ob sie's bald aufgeben? Erreicht haben sie doch nicht besonders viel. - Ich habe aber an jedem dieser 5 Tage einmal meinen Tornister mit dem Nötigsten gepackt für den Rückzug oder für die Gefangenschaft. Eins von beidem kommt nur in Frage, wenn links die Höhen nicht zu halten sind u. man am Leben bleibt. Jetzt kehren aber Hoffnung und Vertrauen wieder.

Da kam mir eben telefonische Nachricht vom Major, daß unser Falkenheyn eine rumänische Armee vernichtend geschlagen habe. Und in Amerika scheint unsere "Bremen" glücklich gelandet zu sein. Gottlob! Nach trüben Tagen endlich Sonne! Wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten! Du glaubst kaum, Liesi, welch schwerer Druck von mir genommen ist!

Dazu kam schon heute Dein lieber, lieber Brief vom 28.9. Herzlichsten Dank dafür. Auch für die Heideblümchen! Von Lina kam ein Brief vom 16.9. Der hatte erst den Umweg über sämtliche Kompagnien des R.l.R 15 gemacht, weil er dorthin adressiert war. - So, Liesi, gleich ist 's 1 Uhr. Da stelle ich die Uhr auf 12, u. dann gehe ich zu Bett.

Morgen mehr! Gott befohlen und gute Nacht!

Dein treuer Paul.

Апублікавана 15.03.2013 в 13:51

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