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Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 3.6

15.09.1916
Beaucourt sur Ancre, Frankreich, Frankreich
1916. Luise Diekmann und ihr Sohn Paul in der Senne

Feldpostbrief, 15. September 1916

Im Schützengraben vor Beaucourt, den 15. Septb. 
B 6, U. 29., Freitag, mittags 1/2 1 Uhr.

Mein heißgeliebtes bestes Lieschen!


Heute ist Mutters Todestag. Ich will nicht traurig sein und nicht weich werden. Und davor bewahrt mich am besten das prächtige Bild von Dir und unserem Buben in blühender Heide.

 

Er bedeutet mir in seiner blühenden Gesundheit und seinem lachenden Gesicht die bessere Zukunft, wie mir das liebe Mütterchen die schöne Vergangenheit, das eigene Jugendland bedeutet. Du u. ich, Liesi, wir sind die Gegenwart, die schwere, kampfdurchzitterte. Wir müssen beide kämpfen für unsere Kinder, für Deutschlands Zukunft. Und so wie Paulchen vor mir steht, ein Kind der schönen Heimat, frisch u. froh u. kerngesund, ist er schon hineingewachsen in ein Alter, das für uns beide selbst die ersten Erinnerungen unseres eignen Lebens bedeutet. Wie würde sich das tote Mütterlein des Enkels gefreut haben, der heute sicher mit Blumen an ihrem Grabe steht! Gewiß blickt's heute segnend nieder auch auf unsere beiden Jungen. Und wir beide handeln ganz im Sinne der teuren Toten, wenn wir unsere Kinder erziehen zur Schlichtheit und Einfachheit, aber an ihre geistige Ausbildung alles wenden u. in ihnen den Sinn wecken nicht bloß fürs Gute und Edle, sondern auch fürs Schöne, für alle echte, wahre Kunst. Da ist alles Geld gut angelegt. So hat unsere Mutter auch stets gedacht, und wir verdanken ihr gerade da so viel. Gut, daß gerade in diesem Stücke auch wir zwei so ganz eines Sinnes sind, Liesi!

Mutters Todestag hat mich mit Trommelfeuer geweckt. Um 1/2 7 wars. Vom Unterstande aus sah ich den klarblauen Himmel, sah auch den Mond im Westen verblassen. Die Sonne sah ich nicht. Ich konnte beim besten Willen den Unterstand nicht verlassen. So lag das Feuer vor dem Eingange. Wohl waren's nur Schrapnels u. kleine Granaten. Aber die hagelten so dicht, daß jeder Versuch herauszuspringen, den sichern Tod bedeutet hätte. Meine Telefonverbindungen waren sofort zerstört, u. ich wußte noch nichts von meiner Kompagnie. Natürlich hörte ich, daß noch nicht angegriffen wurde. Es war noch kein Gewehrfeuer. Nur ganz rechts arbeiteten schon Maschinengewehre. Dann wurd's ruhig. Am Morgenhimmel stand blutigrot die Sonne. Morgenrot, Morgenrot!

Zum Ancretal hinunter wälzte sich langsam der Pulverdampf. "Ihr Blutrauch hüllte die Sonne in Nacht." Aber lange Zeit zum Beobachten blieb nicht. Meine Ordonannzen waren kaum vom ersten Graben zurück, als das 2. Trommelfeuer einsetzte. Wieder 1/2 Stunde. Noch toller als vorher. Der Unterstand bebte in allen Fugen. Dann wurd's wieder still. Es war 8 Uhr. Ich ging durch meine Kompagnie. Alles auf dem Posten. Warum kamen nun die Engländer nicht? Alles wartete sehnlichst. Der so schön aufgebaute Graben war entsetzlich verwüstet. Man kannte ihn nicht wieder. Aber - Wunder Gottes! - kein Mann verwundet! Mutter Erde schirmt u. schützt! Dicht rechts von uns hatten's die Engländer bei der 2. Komp. versucht, vorzukommen. Wohl 40 Mann haben den Graben verlassen, sind planlos hin- u. hergelaufen, nur nicht auf unsere Gräben zu, u. nun liegen wohl 20 von ihnen bleich, blutig u. tot auf dem grünen Rasen. Unsere Artillerie u. die Maschinengewehre haben gründliche Arbeit geleistet. Ich sah nur Tote, keine Verwundete. Wir alle stehen vor Rätseln. Was soll solch' schwächlicher Versuch? Der wird stets mißlingen!

Ich erhielt gestern abend Deinen I. Kartenbrief vom Montagnachm. Daß Du ein Mädchen nehmen willst, freut mich sehr. Hoffentlich triffst Du es gut! Über Friedel erfahre ich gewiß bald neues. Ich kann ihm dann endlich schreiben.

Mit herzlichem Gruß an alle und mit heißem Kuß für Dich u. unsere Jungen bin u. bleibe ich in treuer Liebe stets Dein

dankbarer Paul.

Апублікавана 14.03.2013 в 22:02

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