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Memuarist » Members » Gertrud Mohr » Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 2.8

Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 2.8

23.04.1916
Willemeau, Tournai, Belgique

Feldpostbrief, 23. April 1916


Bahnhof Willemeau-Froidmont, 23.4.16, am Ostersonntag, nachm. 3/4 4 Uhr.

Mein heißgeliebtes Lieschen!

Da haben wir nun doch noch Osterwetter bekommen. Nicht strahlend hellen Sonnenschein. Aber darauf hoffte ja auch schon keiner mehr, als vorige Nacht noch der Regen unaufhörlich strömte. Da traute ich ja meinen Augen nicht, als heute morgen die Sonne ins Schlafzimmer schien. Und noch mehr hats mich gewundert, daß sich das Wetter so gehalten hat bisher. Es ist ziemlich frisch und windig. Ab und zu bringt die Sonne mehr Wärme.

Ich habe bis 10 Uhr geschlafen. Um 11 Uhr war beim Schlosse in Froidmont Gottesdienst durch Pastor Müller. Er sprach über "Ich lebe, und Ihr sollt auch leben!" Es hat mir gefallen. Kandelhardt und ich haben dann allein gegessen, weil unser Hauptmann die Feiertage über in Gent und Brügge ist.

Gleich nach dem Essen war vorm Kasino in Froidmont Promenadenkonzert unserer Kapelle und anschließend auch vor der Kirche in Froidmont. Wir haben seit 8 Tagen einen neuen Musikmeister. Der war früher bei der Regimentsmusik der 16er und scheint seine Sache zu verstehen. Man merkte heute schon, wie unsere Kapelle weiter gekommen ist. In kurzer Zeit ist unsere Musik nun jedenfalls auf der Höhe. Bisher dirigierte sie ein Gefreiter, und der besaß nicht die nötige Autorität. - Unsere meisten Leute haben heute Urlaub nach Tournai. Die Stadt ist ja auch zu schön. Wenn ich sie nicht schon so gründlich kennte, würde ich auch hingegangen sein.

Abends 6 Uhr.

Soeben komme ich von Kandelhardt. Der wohnt dicht nebenan in einem Estaminat, einer Wirtschaft, Bahnhofsrestaurant. Dafür holte mich unser Unterarzt Schlarb vorhin ab, u. wir haben dort eine Tasse Kaffee getrunken. Unsere beiden Haustöchter waren auch da. Und weil ein nettes Phonografeninstrument dort ist, haben wir vergnügte Stunden verlebt. Der Doktor hat sogar mal ein Tänzchen versucht. Es mag ja nicht recht sein. Aber andererseits verstehe ich so junge Leute auch. Zudem sind ja die Töchter unseres Bahnhofsvorstehers sehr anständige Mädchen.

Sehr niedergedrückt hat unsere Stimmung vorhin aber ein Extrablatt des belgischen Kuriers. Danach ist der Krieg mit Amerika nun wohl nicht mehr zu vermeiden. Und unser alter braver tüchtiger Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Goltz ist tot? Unser treuer Eckstein in der Türkei, wo wohl längst schon alles nicht mehr ist, wie es sein sollte. Da waren wir nun gerade so weit, daß scheinbar alles günstig stand für uns - und nun kommt's wie ein Blitz aus heiterm Himmel wieder so! Es wird uns Deutschen doch furchtbar schwer gemacht. Fast sollte man verzweifeln am glücklichen Endausgange. Alles Unglück häuft sich. Aber wir lernen wieder zu dem beten, der schließlich allein noch helfen kann. Wenn tatsächlich Amerika eingreift, dann bedeutet das eine Verlängerung des unglückseligen Weltkrieges
um lange Monate. [...]

Gott schütze uns alle, mein teures Lieb! Ich bin und bleibe mit treuestem Gruß und Kuß für Dich und unsere Buben ganz Dein

Dich liebender Paul.

Апублікавана 13.03.2013 в 14:25

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