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Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1915, 1.6

25.12.1915
La Bassée, Frankreich, Frankreich

Feldpostbrief, 25. Dezember 1915

Im Apfelhofkeller, den 25. 12. 1915, Am 1. Weihnachtsfeiertage, abds. 6 Uhr.

Mein liebes, gutes Lieschen!

Da ist nun auch der 1. Feiertag wieder um, auf den ich mich eigentlich gefreut. Ich dachte immer noch an Reims im vorigen Jahre. An den "Frieden auf Erden" wenigstens für den Weihnachtstag. Ich hatte ja von der schönen Schützengrabenfeier zwischen Franzosen und uns eigentlich nichts gesehen, weil ich bis Heiligen Abend in Charleville war, um Geschenke für die Kompagnie einzukaufen. Damals war heller Mondenschein und bitterkalter Frost. Am gleichen Abend war die Kompagnie auch in den Graben gerückt. Am 1. Feiertage bin ich dann noch mit August zusammengewesen u. abends bin ich dann bei schönem Frost auch in den Graben gegangen.

Wie ganz anders diesmal! Statt des trockenen Frostes Regen. Statt der feierlichen Stille diesmal ein Artilleriekampf durch die ganze Nacht. Ohne Aufhören beinahe. Wohl haben auch ein paar von unsern Leuten um 12 Uhr in der Heiligen Nacht, so gut es gehen wollte, Weihnachtslieder gesungen. Aber keine Antwort klang von drüben. Schon möglich, daß der Wind die Klänge bis an die englischen Gräben gar nicht hat kommen lassen. Ich kann u. mag es doch nicht glauben, daß Haß u. Bosheit so gewachsen sein sollen im letzten blutigen Kriegsjahre, daß die Menschen sich nicht mehr dem heiligen Zauber der Christnacht hingeben können. Da sei doch Gott davor!

Zwischen 12 u. 1 in voriger Nacht stand ich draußen. Der Regen hatte gottlob aufgehört. Der Mond stand hoch. Von allen Seiten wetterleuchtete es. Herüber und hinüber sausten die verderbenbringenden heulenden Geschosse der Artillerie. Dazwischen die einzelnen Schüsse wachsamer Posten und das unheimliche Rattern der Maschinengewehre. Aber ich war mit meinen Gedanken bei Euch.

Ihr wart ja sicher längst zur Ruh. Vielleicht hatte aber gerade klein Helmut geweckt. Aber sicher stand im großen Zimmer das geschmückte Tannenbäumchen, das unsere Lieblinge erfreuen u. auch lieb Mütterlein neue Hoffnung ins sorgenvolle Herz geben sollte. Vielleicht hatte auch Bübchens lebhafte Phantasie ihm im Traume schon etwas von dem gezeigt, was der neue Morgen ihm Schönes bringen sollte.

Dann habe ich noch eine Tasse Kaffee getrunken und Bübchens Plätzchen dazu gegessen. Das hat mir so gut geschmeckt. Dann habe ich fest u. gut geschlafen wie schon lange nicht mehr.

Post war gestern Abend von Dir nicht da. Hoffentlich heute. Gott befohlen, m.l.L.! Seid alle drei herzlichst gegrüßt u. geküsst von Eurem treuen

Vater

Leider kam auch heute keine Post von Dir. Aber Rudolf schrieb u. Lieschen und Friedr. Aus Düsseldorf. Gruß und Kuß!

 

Dein Paul

Апублікавана 11.03.2013 в 20:14

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