аўтараў

1484
 

падзей

204190
Рэгістрацыя Забыліся пароль?
Memuarist » Members » Gertrud Mohr » Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 2.3

Feldpostbriefe unseres Großvaters, 1916, 2.3

06.03.1916
La Bassée, Frankreich, Frankreich

Feldpostbrief, 6. März 1916

Im Schützengraben am La Bassée-Kanal, Montag, den 6. März 1916, 1/2 1 Uhr m.

Mein liebes, gutes Lieschen!

Herzlichsten Dank für Deine lieben langen Briefe vom 1. und 2. März! Die kamen beide gestern abend schon, obgleich der letztere erst am 3. März gestempelt war. Da gibts nun heute abend gewiß wieder nichts. Schade! Ich hätte auf den einen Brief gestern abend gern noch verzichtet. Auch Lina schrieb. Wieder recht mutlos und ohne Vertrauen auf die Zukunft. Rudolf schrieb gleichfalls vom 1. u. 2. März. Wenig. Aber auch nichts von Sturm u. Angriff.

Du, mein Lieb, hast vielleicht aus meinen letzten Briefen Vorwürfe herausgelesen über zu weniges Schreiben, weil Du nun gleich 2 lange Briefe schickst u. für den folgenden Tag auf meine Briefe einzugehen versprichst. So ist's aber ganz gewiß nicht gemeint gewesen, Liesi! Ich war natürlich wohl mal mißgestimmt, wenn 2 oder 3 Tage lang - ganz ohne Deine Schuld - nichts kam. Aber mit Karten bin ich gern zufrieden, zumal ich ja nun auch weiß, daß klein Helmut würdig in Paulchens Fußstapfen tritt, wenn er Dich beim Schreiben so gern stört [Anm.: Söhne des Verfassers]. Und dann denkst Du schon an Gartenarbeit, l. L.! Da weiß ich genau, wie dann mit der Zeit hausgehalten werden muß.

Aber daß es schon so abgetrocknet ist bei Euch, daß Bubi auf Sandhaufen spielen und Helmut im Garten laufen kann! Deine Freude kann ich mir vorstellen, als d. kleine Liebling, der gerade vor einem Jahre jetzt uns soviel Sorge machte, zum erstenmale draußen lief, hinter den Hühnern, die er ja immer schon mit stillem Interesse vom Küchenfenster aus beobachtete, wenn ich ihn auf dem Arme trug. Wegen seines Sprechens mache ich mir keine Gedanken. Ich glaube auch, daß das auf einmal kommt. Und dann ist der Junge doch auch heute erst 1 1/4 Jahr alt. Dabei wissen wir ihn geistig völlig gesund. Aus dem "Gröbsten" ist er ja nun auch heraus. Und wenn erst der Sommer ins Land kommt, wird ja auch Helmut Dich weniger in Anspruch nehmen. Er ist dann doch beinah so alt als Bub bei meinem Abschiede war.

Ja, Liesi, wie schön könnt's sein, wenn Friede wär! So schön, daß ich's mir nicht ausmalen kann. Wir beide uns ganz und für immer wiedergegeben! Uns und unsern Kindern! Wenn uns dann auch die Kriegsjahre nicht angerechnet würden u. wir die Zeit noch mal verleben dürften! Beinahe zwei Jahre! Jahre, die unwiederbringlich dahin sind. Allerdings nicht verloren! Wir haben doch viel gelernt. Und mir scheint, jetzt, wo Not und Entbehrungen wachsen, da lernen auch solche Leute daheim etwas, die bislang unberührt hindurchgingen durch die Schrecken und den Graus des unglückseligen Krieges. Und ehe das deutsche Volk den bitteren Kelch nicht bis zur Neige getrunken, wird auch nicht Friede werden. Sonst wäre ja der Krieg nicht das Ungewitter gewesen, das die Luft reinigen will von Schmutz und von Gift.

Bub, meinst Du, l. L., gäbe mal einen Landwirt ab. Etwas schüchtern' meinst Du das. Warum? Habe ich etwas gegen den Beruf? Gewiß nicht. Wenn er Lust hätte später und ich könnte nicht mehr raten helfen - laß ihm gern seinen Willen. Mir ist's genau so recht und lieb als wenn er Offizier werden will oder Lust zum Studieren zeigen sollte. Wer mit einem Zukunftskriege rechnet, dem mags einerlei sein, ob sein Junge des Königs Rock für immer trägt oder nur für 1 Jahr. Verschont wird später ein gesunder Deutscher so wenig als jetzt.

Aber für körperliche Gesundheit unserer Jungen wollen wir alles tun, l. L.! Ob Bub nicht jetzt schon an einem kleinen Schwebereck, das zugleich Schaukel sein kann und das im Sommer draußen und im Winter im Hause angebracht werden kann, Freude hätte? Gustav hilft Dir sicher gern raten und das Reck kaufen u. anbringen. Turnen macht den Körper gelenkig und stählt nicht bloß die Muskeln, sondern auch den Mut und die Tatkraft. Überleg Dir bitte mal die Sache! - Nun muß ich schon schließen. Vielleicht schreibe ich aber heute abend schon wieder, da ich doch bis 12 Uhr Dienst habe. Wir hatten vorige Nacht wieder viel Schnee.

Gott befohlen, Liesi! Grüß und küß die Jungen u. sei auch du herzlichst geküßt

von Deinem treuen Paul 

Апублікавана 12.03.2013 в 12:03

Присоединяйтесь к нам в соцсетях
anticopiright Свободное копирование
Любое использование материалов данного сайта приветствуется. Наши источники - общедоступные ресурсы, а также семейные архивы авторов. Мы считаем, что эти сведения должны быть свободными для чтения и распространения без ограничений. Это честная история от очевидцев, которую надо знать, сохранять и передавать следующим поколениям.
© 2011-2024, Memuarist.com
Юрыдычная інфармацыя
Умовы размяшчэння рэкламы
Мы ў сацсетках