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Auszüge aus dem Kriegstagebuch von Hauptmann Curt Kowalski Teil 5

25.12.1916
Bastia, Korsika, Frankreich

Als Kriegsgefangner auf Korsika

 

Am Nachmittag liefen wir in den Hafen von Bastia ein. Bevor wir das Schiff verließen, wurden wir aufgefordert, ruhig geradeaus zu sehen und nichts zu provozieren, die Bevölkerung sei sehr erregt. Glücklicherweise waren es vom Dampfer bis zum Zuge nur wenige Schritte. Eine tausendköpfige Menge, Herrschaften der Gesellschaft bis herab zum gemeinen Gesindel hatte sich eingefunden, um dieses allerdings seltene und merkwürdige Schauspiel zu genießen. Dank der energischen Absperrung berittener Gendarmen ging die Überführung mit einigen Händen voll Sand glücklich vorüber. Das alles nur Theater war, haben wir erst später gemerkt, als wir tiefer in den Geist dieses feigen Gesindels eingedrungen waren. Wir atmeten auf. Noch eine Station und wir waren am Ziel unserer unfreiwilligen Reise. [...]

In einer herrlichen Fahrt durch die Berge kamen wir um 21 Uhr in Corte, unserem Bestimmungsort, an. Der Kommandant erwartete uns auf dem Bahnhof. Wir traten zu Vieren an und marschierten unter Bedeckung von Infanterie und berittenen Gendarmen ab. Manches hatten wir ja schon erlebt, aber dieser Marsch vom Bahnhof zur Zitadelle spottete jeder Beschreibung. Schon beim Verlassen des Bahnsteiges wurden wir mit Johlen, Schreien und Pfeifen, Rufen vive la France, vive l'Angleterre empfangen. Kaum traten wir ins Dunkle, da hagelte es Steine, Sand und Anderes mehr auf uns. Ich wurde wiederholt getroffen, andere Herren auch. Die Brille hatte ich vorsichtshalber abgenommen.

Dann kamen wir in die Stadt. Dort war der Teufel los. Ein größerer Lärm konnte kaum in der Hölle sein. Zu tausenden standen die Menschen beiderseits der Straßen, schrieen, brüllten pfiffen, johlten; wie die wilden Tiere gebärdeten sie sich, Steine flogen, trafen uns und das Begleitkommando. Vor uns ging der Kommandant, die oberste Militärbehörde von Corte, nichts geschah. Kinder, halbwüchsige Burschen begleiteten uns. Steine flogen auf uns herab. Man begann, die Marseillaise zu singen. Es klappte erst nicht recht, dann anscheinend mit geistiger Unterstützung älterer Personen kam die Jugend ins Gleis. Die Jugend sang, man sollte den boches die Haut abziehen und sie roh auffressen. Später erfuhr ich, daß dieses Lied in den Schulen gelehrt sein solle.

Unter diesem Gesang und in dieser liebenswürdigen Begleitung kamen wir glücklich, ohne wesentlich verletzt zu sein, auf der Zitadelle an. Die hier bereits anwesenden Herren begrüßten uns stumm am Eingang. Wir wurden sofort in den Speisesaal geführt. Der Kommandant versammelte uns noch einmal im Saal, ließ uns durch Hauptmann Graf Courten, der als Dolmetscher diente, sagen, er achte und ehre uns als tapfere Soldaten, die das Mißgeschick gehabt hätten, gefangen genommen zusein. Er selbst wäre längere Zeit an der Front gewesen, dort schwer verwundet, und kenne daher den Krieg. Er würde für seine Person alles tun, um uns dieses schwere Los zu erleichtern. Seine Person, wie diese Ansprache, machte den besten Eindruck auf mich.

Dann wurde uns noch ein Abendbrot aufgetragen, was auch sehr zu begrüßen war, da wir seit morgens an Bord noch nichts zu uns genommen hatten. Dann aber machten wir uns an die Wahl unserer Zimmer und der Stubengenossen. 6 Hauptleute und 12 Oberleutnants sollten in je einen Raum kommen. Ich hatte mich nach sorgfältiger Beobachtung während der Zeit unseres Zusammenseins in Marseille an die Hauptleute Kathe, Saenger, Ackermann, Siecke und Tilse angeschlossen. Wir erhielten die Stube 15 zugewiesen und ohne uns umzusehen, warfen wir uns auf die Betten und schliefen.

Am nächsten Tage sahen wir uns unsere Stube zunächst genauer an. Eine Kasematte in der üblichen Form, Fenster nach Nordosten, daher Sonne nur während der Morgenstunden. Verhältnismäßig wenig Licht, da das Fenster fast zur Hälfte mit Brettern verschlossen war, außerdem Eisengitter davor. Die Inneneinrichtung bestand aus 6 Betten, 6 Stühlen, 1 Tisch, 6 Waschbecken auf einer Bank, 1 Wasserkanne und 1 Eimer. Weder Schränke noch Spiegel waren vorhanden. Alles in allem ein trauriges Bild. Dazu kam noch eine ziemlich kleine Lampe, für die es alle 14 Tage ein Liter Petroleum gab. Morgens war ein Apell, anschließend führte uns Graf Courten in der Zitadelle herum und machte uns mit den Bestimmungen bekannt, wo man gehen und stehen durfte und wo nicht.

Hausordnung: 7.45 Uhr Appell, anschließend Kaffee ( 1 Stk. Brot, eine Tasse Kaffe). 11.30 Uhr Lunch. 15 Uhr Appell auf den Stuben, am Sonntag um 17 Uhr auf der Generalsterrasse vor dem Kommandanten. 18.30 Abendessen, 20.00 Uhr Appell auf den Stuben. [...]

Die Appelle wurden von einem aus dem Unteroffiziersstand hervorgegangenen alten Oberleutnant abgehalten, ein ruhiger, anständiger Mann, der uns keine Schwierigkeiten gemacht hat. Der Sonntagsappell wurde, wie schon gesagt, vom Kommandanten selbst abgehalten, die Namen wurden dabei verlesen. In der Zwischenzeit konnten wir in den uns zugewiesenen Räumen spazieren gehen oder uns auf den Stuben beschäftigen.

Die Zitadelle liegt sehr hoch über der Stadt mit einem schönen Rundblick über das Tal der Tavignano und zu den Bergen, die im große Kreise die Zitadelle umgeben und sie weit überragen. Das Auge hatte somit freien Blick und konnte sich nach so viel Monaten, in denen man nur weiße Schützengrabenwände und den blauen Himmel gesehen hatte an den herrlichen Farbspielen, Wolken, usw. erfreuen. Allerdings achtete man auf nichts. Ich war noch völlig gebrochen, konnte mich gar nicht hineinfinden, vor allem nicht in die Ruhe. Hatte ich in den vielen Menschen des Feldzuges unter dauernder Lebensgefahr, unter dem furchtbaren Feuer in der Winterschlacht in der Champagne und namentlich in dem Kampf der letzten Septembertagen meine Ruhe und meine Nerven behalten, hier wurde ich nervös. Dazu das Denken. Was mochte aus meiner Kompanie geworden sein, namentlich was aus den vorne eingesetzten Leuten, wie weit mochten die Franzosen vorgekommen sein, hatten sie etwas erreicht? Das alles war unerträglich. [...]

Quälend war auch der Gedanke um meine Mutter und meinen Bruder. Ich hatte noch am 25.9. noch eine Karte geschrieben, die ich der Ablösung mitgeben wollte. Dann kam die Gefangennahme, der lange Transport. Aus dem Heeresbericht mußte ja meine Mutter entnehmen, daß an der Stelle, an der ich mit meiner Kompanie stand, eine Schlacht gewesen war; nun solange keine Nachricht von mir. Man sah alles schwarz in schwarz. Dann dauerte es endlos lange, bis ich Nachricht erhielt. Es war furchtbar. Die Stubenkameraden hatten schon lange Nachricht, ich immer noch nicht. Der Zustand, in dem ich mich geistig und seelisch befand, läßt sich nicht schildern. [...]

Heute, am 1. 12. Taucht das Gerücht auf, daß einige türkische Offiziere auf der Zitadelle untergebracht werden sollen, und dafür 30 Herren fortkommen, wie schon vor Wochen. Vorläufig glaube ich nicht daran. Jetzt merkt man erst, wie schlecht das Essen ist. Es werden uns täglich 2 Fr., 60 Fr. monatlich von unserem Gehalt zurückbehalten. Wir erhalten 125 Fr. monatlich und dürfen bis zu 25 Fr. wöchentlich abheben. Das ist herzlich wenig, wenn man bedenkt, was alles davon abgeht. Wir müssen uns ja alles selbst anschaffen. Die Stubeneinrichtung ist nicht ganz billig gewesen. Tag aus, Tag ein nur die kahlen vier Wände anzusehen, das wäre ja zum Verrücktwerden. Kaffee oder Tee für den Nachmittag, Petroleum, Spiritus Streichhölzer, Lichte, alle Waschgegenstände, die Wäscherin, das alles muß man von 25 Fr. bezahlen und da sind die Genußmittel wie Zigarren usw. noch gar nicht eingerechnet. Muß man sich die Schuhe besohlen lassen, und die Sohlen sind auf diesem steinigen Boden sehr schnell entzwei, so kommt man ganz schnell in Verlegenheit.

Es kosteten: Petroleum 0,70 Fr

Spiritus 1 Liter 2,60 Fr

1 Dtz. Lichte 2,40 Fr

Schuhe besohlen 8,00 Fr

Dazu kam, daß das Essen nicht nur völlig unzureichend, sondern auch recht schlecht war. Morgens der Kaffee war trinkbar. Dazu gab es eine Scheibe Brot, womit man bis 11.3o Uhr auskommen sollte und mußte. Das zweite Frühstück bestand aus einem Vorgericht, einem Fleischgang und Obst oder Käse. Das Abendessen war das Gleiche, nur anstelle des Vorgerichtes Suppe.

Die Zubereitung war elend. Zwiebel, Knoblauch, kaum anständig gesalzen, Salz gab es zu Tisch nicht, so daß man auch nicht nachsalzen konnte., das Fleisch so zäh, daß schon ein Raubtiergebiss dazu gehörte, um es klein zu kriegen. Man versuchte es aber zuletzt gar nicht mehr. Gab es gar Wurst, so ließen wir den Teller gar nicht erst auf den Tisch kommen. Sie sah so aus, als ob sie schon einmal gegessen und dann in der bekannten geänderten Form wieder in die Därme getan war, sie roch auch so.

Im Oktober war man ja so niedergebrochen, daß man gar nicht hinsah, was einem vorgesetzt wurde. Im November aß ich nur für 20 Cent Ziegenkäse und Brot. Im Dezember ging ich übehaupt nur noch Abends zum Essen; lieber war ich auf der Stube mit einem Stückchen Wurst und Käse zufrieden als dieses Essen auch nur zu sehen. Daher meine Hilfeschreie nach Konserven, die ja dann auch glücklich eintrafen. Makkaroni und Reis, die ich im Frieden schon nicht sehr gerne aß, hier, wo es diese Gerichte mindestens einmal täglich gab und hier konnte ich sie übehaupt nicht mehr sehen.

Einen Teller Suppe aß ich abends, nur um dem Körper einige Flüssigkeit zuzuführen. Fand man nur Haare und Schmutz darin, konnte man noch zufrieden sein. Aber auch Raupen und Regenwürmer haben ihr Leben lassen müssen, um die Suppe etwas fetter zu machen. Wir schafften uns dann gemeinsam eine Bratpfanne an und kochten uns Kartoffeln, aßen Bratkartoffeln mit Eiern. Das Ei kostete 30 Ct., die Flasche Bier 75 Ct., die Flasche Wein 70 Ct. (einfacher Landwein, mal ganz gut, manchmal nicht zu trinken), Kartoffeln 20 Ct. das Pfund, Butter 50 Ct. je 250 Gr. [...]

Heiligabend. Meine Gedanken sind bei meiner Kompanie, bei Mutter und Bruder. Mein Gott, daß ich heute nicht unter meinen Leuten sein kann, es ist furchtbar, ich könnte heulen. Um 17 Uhr Andacht durch Leutnant M., die Predigt war sehr gut. Anschließend Essen, Bescherung der Ordennanzen, die reichlich Wäsche, andere Gebrauchsgegenstände und Süßigkeiten durch Sammlung unter uns erhielten. Ich begab mich um 21 Uhr auf die Stube und legte mich hin. In den übrigen Stuben wurde in der üblichen Weise gesoffen und Krach geschlagen. Erst gegen Morgen legte sich der Lärm.

Am 25. 12. abends steckten wir unseren Baum, den wir für 5 Fr. erstanden hatten, an. Es war ja kein heimatlicher Tannenbaum, aber schön war er doch. Aus unseren zusammengesparten Konserven stellten wir ein Abendessen zusammen und aßen unter dem Tannenbaum. Sylvester! Wieder war am Nachmittag Gottesdienst. Die Predigt war dieses Mal nicht so gelungen. Anschließend Essen. Dann dieselbe elende Sauferei wie Heiligabend, scheußlich. Hoffentlich bringt das neue Jahr den so heiß erhofften Sieg unserer Waffen und Befreiung aus dieser elenden Gefangenschaft. Ich bin wieder ganz fassungslos. Was wird das alles nach dem Kriege werden. Und wenn ich mir Tausend Mal sage, Du hast Deine Pflicht getan, treu dem Fahneneid, du kannst nichts dafür, gefangen genommen zu sein, mein Gott, ich bin aktiver Offizier. Der Beruf ist mein ein und alles. Und jetzt nicht mehr mitmachen können, wenn das Signal zum Angriff bläst! Fort! Schluß! Das Neue Jahr beginnt, Gott schenke uns den Sieg und den Frieden!

Das Leben läuft nun wieder seinen gewohnten Gang. Aufstehen, spazieren gehen, essen, lesen oder Skat spielen, schlafen gehen. Und das seit Monaten und kein Ende abzusehen. [...] Das enge Zusammenleben auf der Stube ist furchtbar. Nähme ich mich nicht so zusammen, es wäre schon ein heilloser Krach entstanden. Grund genug wäre reichlich vorhanden. Die Nerven gehen einem gänzlich kaputt.[...]

Eins habe ich bisher noch zu schildern vergessen. Das sind die hygienischen Einrichtungen. Die Latrinenverhältnisse sind elend. Für 150 Offiziere sind 4 Abortanlagen vorhanden und was für welche! Jeder Raum kaum 1 qm. Ein Bretterverschlag, in dem Steinfußboden ein Loch, daneben zwei Abzeichnungen einer Fußsohle, ein wenig erhöht. Man muß in Kniebeuge sein Geschäft verrichten, wobei man aufpassen muß, daß man das Loch trifft und nicht mit den naturgemäß völlig schmutzigen Wänden in Berührung kommt. Da nun das Treffen nicht jedermanns Sache ist, so sieht die Latrine bereits nach wenigen Stunden schlimmer aus als ein Schweinestall. Der Geruch ist gar nicht zu ertragen und verpestet die Luft viele Meter außerhalb des Raumes, oft gar die ganze Kaserne. Es ist eine Qual diese für jeden Menschen doch unentbehrliche Anlage zu benutzen. Zur Erhöhung der Appetitlichkeit liegt Küche und Abwaschraum in unmittelbarer Nähe. [...]

Seit Anfang 1916 habe ich nicht mehr Tagebuch schreiben können; einerseits hatte ich die bereits geschriebenen Bücher in einem Doppelboden meines Koffers untergebracht, andererseits hatte es keinen Zweck, sich Notizen zu machen, da diese doch bei den dauernden Durchsuchungen abgenommen wären und auch abgenommen sind. Ich muß es daher versuchen, die Ereignisse der Jahre 1916 - 1918 aus dem Gedächtnis zu schreiben. [...]

Im Mai wurde ein Fluchtversuch gemacht. Wenn auch der Mut der vier Offiziere zu loben war, so waren doch die ganzen Umstände und die Kindlichkeit, mit der er ausgeführt wurde, geradezu lächerlich. Rund 8o km waren zu Fuß über das schwierige und unwirtliche Gebirge bis ans Meer zurückzulegen. Die Bevölkerung war feindlich, aufgehetzt und sehr findig. Außerdem war damals Italien, wo die Leute landen wollten, bereits im Kriege mit uns, also auch dort hunderte von Kilometern zu Fuß in Feindesland zurückzulegen. Sämtliche Boote waren in See verankert und durch Posten gesichert. Ein großes weißes Segel hatten sich die Herren genäht. Welche Unkenntnis der im Mittelmeer gebräuchlichen Besegelung. Sie wären auf viele Kilometer bereits als Flüchtlinge erkannt und am Lande mit offenen Armen empfangen worden. Karten waren nicht vorhanden und Segeln behauptete nur einer zu können. Dazu kam, daß der Fluchtversuch weder vor den Kameraden noch den Burschen geheim gehalten war, was unbedingt geschehen mußte. Außerdem war die Verschleierung der fehlenden Offiziere durch Kameraden nicht genau eingeübt, so daß es beim Morgenappell schon nicht klappte und die Flucht bemerkt wurde. Das Herauskommen aus der Zitadelle war das Leichteste. Man konnte es bei einigem Geschick am hellen lichten Tage.

Der Kommandant war sehr erregt; nicht des Fluchtversuches an sich wegen, sondern aus Besorgnis um das Leben der Flüchtlinge. Er kannte die Einwohner und wußte, daß diese vor einem Totschlag nicht zurückschrecken würden. Mit Mühe, und nur dem Eingreifen der Gendarmerie, die gerade zur rechten Zeit erschien war es auch nur zu verdanken, daß die Herren nicht totgeschlagen wurden. Schon nach 20 km waren die Flüchtigen entdeckt, gestellt und man ging ihnen gerade mit Knüppeln, Heugabeln usw. zu Leibe als die Gendarmen eintrafen. Am nächsten Tage wurden sie ausgeliefert und eingesperrt. [...]

Die Folgen von diesem unbedachten Fluchtversuch, der niemals, auch unter den denkbar günstigsten Umständen, Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, war eine noch größere Einschränkung des Bewegungsraumes und mancher anderer Annehmlichkeiten. Nun, wir ertrugen es, wenn es auch manchmal sehr unangenehm war, bereits um 18 Uhr und später noch früher nicht mehr auf die Terrasse gehen zu dürfen. Am 1. Juni feierte ich meinen ersten Geburtstag in der Gefangenschaft. Er war nicht so schön wie damals 1915 an der Front. Abends hatte ich einige Herren zum Abendessen bei mir. Es gab Pasteten mit Kraftbrühe, kalten Aufschnitt mit Gemüse, gebackene Hühner mit Gurkensalat, Butter und Käse sowie Kaffee und Torte.

Das Essen war schon schöner; die Gedanken aber waren zu Hause und bei meiner Kompanie. Am Abend vorher hatte ich gerade den Geburtstagsbrief von Mutter und von Wolf erhalten. Wenigstens ging es Mutter und Wolf gut. Dann saßen wir noch lange bei einer Flasche Wein und Bier. Eine ganz große Freude aber hatten wir alle an diesen Tagen. Die englische Flotte wurde von der deutschen Schlachtflotte am Skagerak mächtig verdroschen. Unsere Flotte hatte nur verhältnismäßig geringe Verluste: Lützow selbst versenkt, Pommern, einige kleine Kreuzer und Torpedoboote gesunken. [...]

Wir saßen gerade beim Aktzeichnen, als der Kommandant hereinkam und uns eröffnete, das Lager würde auf Wunsch der deutschen Regierung aufgelöst, "das Klima wäre zu ungesund". Na, wenn irgend etwas hier gesund war, dann war es das Klima. Wir glaubten es natürlich nicht. [...]So kam auch für uns am 1.10.16 der Tag des Abmarsches heran. In der Nacht brachen wir auf. Nach herzlichem Abschied von unseren Burschen zogen wir mit unserem Handgepäck beladen aus den Mauern der Zitadelle, die ein langes Jahr unser Gefängnis gewesen war. Die armen Kerls! Die Meisten heulten wie die Schloßhunde. Sie ahnten, welchem Schicksal sie wieder entgegengingen. Hier hatten wir sie doch vor Übergriffen schützen können, und es auch redlich getan. Gegen 5 Uhr fuhren wir mit der Bahn von Corte ab nach Ajaccio, von wo wir mit dem Dampfer nach Marseille gebracht werden sollten. [...] In Marseille wurden wir wie üblich nach Fort St. Nicolas geschafft und dort notdürftig untergebracht. Abends erhielten wir Essen, das gut war. Um 21 Uhr wurden wir dann in den selben Wagen zum Bahnhof gebracht, um nach Uzes transportiert zu werden.

Опубликовано 10.03.2013 в 02:04
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