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Die ersten vier Monate in Kriegsgefangenschaft

28.02.1946
Erfurt, Deutschland, Deutschland

Diese Jahre hoffnungsloser Sehnsucht und zermürbender, erzwungener Tatenlosigkeit möchte ich in diesem Bericht möglichst kurz fassen, es ist eine selbstauferlegte Qual, diese Jahre in Gedanken noch einmal durchzustehen.
In Foucarville war auch Pfingsten noch Eis auf den Pfützen, wir lagen in Zelten auf Pritschen. Die Zeit vertrieben wir uns mit Vorträgen, die Mitgefangene zu unserer Weiterbildung in den verschiedensten Berufen hielten. Auf Toilettenpapier wurden die Stichworte aufgezeichnet, ein Bleistift war soviel wert wie eine ganze Bibliothek.
In Voves war Sommer, wir lagen in den Zelten auf dem Sandboden, der sich der Körperform anpasste. Ein hervorragender Musiker und faszinierender Dirigent gründete einen Männerchor, in dem ich bei dem zweiten Tenor begeistert mitsang. Woher er die Noten hatte, weiß ich nicht, er schrieb die Stimmen auf Zementpapier, wir sangen Chöre von Schütz, Bach, Mozart, Beethoven, Schubert und Bruckner. Viele unter uns waren mit Begeisterung dabei, und wir bescherten uns selbst und den Zuhörern Stunden seelischer Stärkung. […]
Am 28. Februar 1946 fuhr der Gefangenentransport A2 über die Grenze aus der amerikanischen in die sowjetische Zone. Aus dem Oberleutnant Helmut Beschke, bisher PW (Prisoner of War), wurde damit ein WP (woennüi plennüi), er war nun der sowjetischen Macht ausgeliefert. […]
In Erfurt wurde uns erlaubt, Angehörige zu benachrichtigen, sie durften uns auch besuchen. So war eines Nachmittags [meine Ehefrau] Evchen bei mir. Meine Mittagssuppe teilten wir uns, und es gab viel zu erzählen. Das Wichtigste: Muttchen und [mein Bruder] Gerhard waren tot, Papsi in amerikanischer Gefangenschaft.
Muttchen wurde am 13. August 1945 erhängt im Schulhaus Launewitz aufgefunden. Evchen hat allein für Beerdigung und Nachlass gesorgt. Gerhard war am 29. November 1944 auf der Fahrt in den Urlaub in Ferrara von Heckenschützen erschossen worden und dort beerdigt. Papsi wurde von den Amerikanern in Launewitz gefangen genommen, er befand sich noch in einem Lager in Darmstadt. Nach den Amerikanern waren auch Russen im Jenaer Wohnhaus gewesen, doch das ging alles glimpflich ab. In der letzten Kriegszeit und danach war Evchen, wie ich vorgeschlagen hatte, bei Muttchen in Launewitz gewesen, doch dann bestand die Gefahr, dass eine wohnungslose Typhus-kranke Familie in Evchens Wohnung verlegt wurde, da musste sie zurück nach Jena. Jetzt arbeitete sie als Hilfsarbeiterin bei Zeiss, das Werk war noch halb kaputt von den Bomben und von den Russen fast völlig ausgeraubt. Bei Zeiss bekam sie bessere Essensmarken, da konnte sie auch den Eltern und Natchen mit aushelfen.
Das waren Nachrichten, die man erst mal verarbeiten muss. Muttchens Tod – und wie und warum? – war das Schlimmste. Ich hatte die ganzen Jahre immer nur an meine Liebe zu Evchen gedacht, kaum einmal an Muttchen und ihre Liebe zu uns. […]
Einige Tage danach wurden wir in einem Personenzug nach Berlin gefahren, dort marschierten wir im Gleichschritt durch die Stadt – vier Meter hohe Mauern tauchten auf, dazwischen ein ebenso hohes Stahltor, das Tor öffnete sich, und wir waren im Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg. Das Lager war zweigeteilt, in der einen Hälfte die Nazis, bei Kindern angefangen bis zu hinfälligen Greisen, in der anderen Hälfte Offiziere und Wehrmachtsbeamte. Unsere seelische Verfassung war zum Zerreißen gespannt. Ob man uns noch entlassen würde? Oder was sonst?

Wir wurden mit Härte behandelt und sehr knapp ernährt. Die Tagesabläufe, und wie man sich ablenkte, wie die verschiedenen Charaktere reagierten, damit könnte man ein Buch schreiben. Nein, die Zeit schreitet fort, und vieles wird noch geschehen. Nur einen Blick in den blauen Himmel über dem KZ will ich mir gönnen: Da sah ich – in Dreiecksformation – etwa zehn Kraniche fliegen, mein Herz schlug schneller, die Tränen kamen: Ihr glücklichen Vögel könnt frei entscheiden, wohin ihr wollt!

Апублікавана 01.03.2013 в 23:02

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