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Autofahren - aller Anfang ist schwer

07.07.1958
Berlin, Deutschland, Deutschland
Frida Heyde. 1958

Foto: Frida Heyde 1958 im Bayerischen Wald mit einer Urlaubsbekanntschaft und dem Familienwagen, einem VW Käfer

In den ersten Nachkriegsjahren beschränkte sich der Personennahverkehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Dabei wurden Straßenbahn und U-Bahn anfänglich nur für größere Entfernungen in Anspruch genommen. Die wenigen Autos, die durch die Straßen fuhren, waren meist gewerblich genutzte Modelle aus der Vorkriegszeit. Daneben gab es aber auch noch Pferdefuhrwerke, in unserer Gegend vornehmlich die Gespanne der Kindl-Brauerei in der Rollbergstraße. Kleingärtner sammelten die zurückgelassenen Pferdeäpfel von der Straße und verwendeten sie als Dünger. Der erste „moderne“ Pkw, an den ich mich erinnere, war ein Borgward Isabella, der mutterseelenallein bei uns in der Straße geparkt war. Dieses ansprechende, sehr erfolgreiche Modell wurde seit 1954 produziert; leider ist mir das Foto, das ich damals mit einer Box von dem Wagen gemacht habe, abhandengekommen. Im Laufe der 1950er Jahre kamen die Mopeds auf, die noch mit Pedalen ausgestattet waren, und von denen es 1954 in Westdeutschland bereits 44 Typen gab, die von 26 Firmen produziert wurden. Um ein Moped fahren zu dürfen, konnte man entweder ab dem Alter von 16 Jahren den entsprechenden Führerschein machen oder man bekam diesen automatisch zum PKW-Führerschein dazu.
Vor diesem Hintergrund war der Kauf eines „Kleinkraftrades“ für meine Altersgruppe praktisch vorprogrammiert, was den Absatz dieser Fahrzeugklasse äußerst positiv beeinflusste. Schon bald hatten auch einige aus unserer Straße, die früher als ich Geld verdienten, ein solches Gefährt. Mit denen konnte ich jedoch nicht mithalten und trat wie viele andere meines Alters weiterhin kräftig in die Pedale.

Schneller als gedacht nahm auch der Autoverkehr zu. Pkws bekamen oft den Status von guten Freunden, um die man sich kümmerte, die man fotografierte, und mit denen man sich fotografieren ließ. Vielfach waren es Kleinstautos, die angeschafft wurden, zum Beispiel ein Goggomobil oder ein Messerschmidt-Kabinenroller, dessen Insassen schnell den Beinamen „Menschen in Aspik“ weg hatten. Der erste Wagen unseres Englischlehrers in der Oberschule war eine BMW Isetta, eines der populärsten Modelle in dieser Zeit. Nachdem er das Fahrzeug vor unserer Schule abgestellt hatte, umwickelten ihn einige Schülern mit einer großen Schleife, so dass der Kleinstwagen wie ein Riesenosterei aussah.

Die erste Luxuskarosse in unserer Straße war ein Sportwagen von Mercedes-Benz, den die beiden Söhne des Fleischermeisters fuhren. Otto Normalverbraucher träumte jedoch eher von einem erschwinglichen VW Käfer oder von Mittelklassemodellen wie der ersten Nachkriegskonstruktion der Ford-Werke, dem seit 1952 gebauten Ford Taunus 12M, ab 1954 mit stärkerem Motor als Taunus 15M erhältlich, oder dem VW1500/1600, der ab 1961 auf den Markt war.
Vom VW Käfer gab es im Jahr 1960 in Westdeutschland rund 4 Millionen Fahrzeuge. Mein Onkel, meine Klassenlehrerin und jemand aus unserem Haus waren in meiner Nähe die ersten, die sich diesen Luxus leisteten. Dabei waren die Schwierigkeiten nicht zu übersehen, die einige der frischgebackenen Fahrzeughalter aufgrund der fehlenden Fahrpraxis hatten.


Mein Onkel wollte einmal nur seinen Wagen auf die andere Straßenseite stellen und stieß dabei prompt mit einem Taxi aus dem Ostsektor zusammen. Glücklicherweise war der Fahrer mit einer angemessenen Summe Westgeldes, das sich in den Wechselstuben zum jeweiligen Tageskurs (im Durchschnitt 1:4) in Ostgeld umtauschen ließ, zufrieden.
Ein Wendemanöver wäre auch dem erwähnten Hausbewohner fast zum Verhängnis geworden. Der Wagen hatte gerade die andere Straßenseite erreicht, als der Mann auf einmal Vollgas gab und dadurch in einem Bogen wieder zurück auf die Fahrbahn geriet, die er eben verlassen hatte. Zum Glück gab es in diesem Moment keinen Gegenverkehr und auch kein geparktes Fahrzeug vor unserem Haus.
Meine Klassenlehrerin nahm anlässlich eines Theaterbesuches einige von uns in ihrem neuerworbenen VW mit. Während der Fahrt wurde offenbar, dass sie Angst davor hatte, nach links abzubiegen. So musste sie einige Extraschleifen drehen, um das Schiller-Theater zu erreichen.
Ich habe meinen Führerschein mit 22 gemacht und mir auf Kredit gleich einen gebrauchten VW Käfer gekauft. Ich genoss es, abends mit ihm durch die Straßen zu gondeln. Ich fuhr damit auch zur Arbeit nach Reinickendorf, was bei dem Verkehrsaufkommen auf den Straßen entlang der Berliner Mauer schon kein Vergnügen mehr bereitete. Außerdem waren die Parkmöglichkeiten in den Straßen inzwischen ziemlich rar, und oft fand man nur schwer einen freien Platz. So musste ich morgens manchmal erst die Straßen nach meinem Wagen absuchen, weil ich mich nicht erinnern konnte, wo ich ihn abends abgestellt hatte.


Winterliche Straßenverhältnisse machten mir keine Probleme; die war ich ja von meinen Fahrstunden her schon gewöhnt. Im März 1965 fiel jedoch so viel Schnee, dass sich die Autos von ihrer „Laternen-Garage“ aus eigener Kraft nicht mehr wegrühren konnten und freigeschaufelt werden mussten. So ließ ich meinen Wagen einfach stehen, bis die Verhältnisse sich wieder gebessert hatten. Dabei war die Benutzung oberirdischer öffentlicher Verkehrsmittel jedoch nur unter Schwierigkeiten möglich. Weil die Stadtreinigung nicht nachkam, musste man an Bushaltestellen oft stundenlang warten.
Bei der ganzen Euphorie um die motorisierten Vehikel waren – von den Kosten für Steuer, Versicherung und Benzin einmal abgesehen – die mit der Motorisierung verbundenen Gefahren und der erforderliche Mehraufwand nicht zu übersehen. Im Nachbarhaus wohnte jemand in meinem Alter, der zusammen mit einem Freund mit einem Moped in eine tiefe Baugrube gestürzt war und sich schwerste Schädelfrakturen zugezogen hatte. Natürlich gab es auch damals schon die „Jungen Wilden“, die mit ihren flotten Schlitten immer „auf zwei Rädern um die Kurven fuhren“.
Sportlich ambitionierte Enthusiasten hatten schon bald nach Kriegsende Freude an neu entwickelten Motorrädern, mit denen sogar Ehepaare mit Kind (im Beiwagen) erste Reisen ins Ausland unternahmen. Schwere Motorräder waren bei uns allerdings recht selten zu sehen. An der Ecke Weserstraße gab es jemanden, der sich eine BMW mit auffälligem 2-Zylinder-Boxermotor geleistet hatte. Das Staatsstück wurde ihm jedoch bald geklaut. Mit dem neubeschafften Motorrad muss er dann aber einen Unfall gehabt haben, denn er lief wochenlang in verquerer Haltung mit bis zum Hals eingegipsten rechten Arm durch die Gegend.


Auch der notwendige Reparaturaufwand schlug zu Buche. Nebenan wohnte jemand, der ständig auf der Straße an seinem Goggomobil TS Coupé herumschraubte. Ein Karosseriebauer von gegenüber brachte zum Wochenende immer Wagen mit frisch verspachtelten Teilen mit, die er dann mit großem Aufwand am Straßenrand von Hand schliff. Ich selbst habe, ebenfalls am Straßenrand, an meinem Wagen einen Auspufftopf und sogar ein Radlager erneuert. Um die Zündung einstellen zu lassen, fuhr ich immer zu der nahegelegenen Tankstelle.

Апублікавана 28.02.2013 в 15:24

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